heute heißt es „Scheu… Aber Geil“! Unser Rebsorten-Special geht in die nächste Runde:
ALL ABOUT… Scheurebe !
Bevor wir zu diversen Facts kommen, wollen wir direkt mit dem größten Irrtum aufräumen. An Weinständen und auf Weinfesten hört man oft den Spruch „Ach nee, die Scheurebe nicht, die ist immer so süß“… Viele hören Scheurebe und denken direkt an einen viel zu süßen Wein, den sie dann ablehnen oder von vornherein nicht bestellen. Tja, ihr verpasst was und denkt da ganz falsch. Macht aber gar nichts, dafür gibt es uns und wir klären Euch gerne auf. 😉
Grundsätzlich kann natürlich jede Rebsorte trocken, halbtrocken oder lieblich ausgebaut werden. Natürlich gibt es Vorlieben, weil eine Ausbauart mit einem bestimmten Restzuckergehalt besonders gut zu einer Sorte passt. Aber im Kern ist es die Entscheidung des Winemakers, wie weit er die Weine bzw. Moste im Herbst vergären lässt. Bei der alkoholischen Gärung wird der Zucker der Beere nämlich in Alkohol umgewandelt. Beliebig kann der Most dann bei einem gewünschten Restzuckergehalt abgestoppt werden, was mittels Kälte zum Beispiel praktiziert wird. Die Scheurebe wurde in den vergangenen Jahrzehnten aber oft durch ihre süße Aromatik bekannt, daher auch der immernoch anhaltende Irrglaube, es gäbe sie nur in pappsüß.
Der Rebenzüchter Georg Scheu kreuzte in der Landesanstalt für Rebenzucht in Alzey diese Aromarebsorte. Der 88 Sämling war nach vielen Versuchen der Volltreffer! So wurde die Scheurebe aus Riesling und der Bukettrebe gekreuzt. Die Bukettrebe ist wiederum eine Kreuzung aus Trollinger x Silvaner. Neben dem Name Scheurebe ist diese Fruchtbombe deshalb vor allem in Österreich auch als ‚Sämling 88‘ oder ‚S88‘ bekannt.
Was sprechen aber die Aromen genau?
Die kräftige Aromatik erinnert an Cassis, Pfirsich und Maracuja, welche wiederum von einer grünen Aromatik untermalt werden können. Erinnert ihr euch das an eine andere exotische Rebsorte? Na überlegt mal, wir hatten sie vor gar nicht langer Zeit auch in unserem Rebsorten-Special… Ja genau richtig, Sauvignon Blanc!
Er steht für seine exotische oder aber auch geile grüne und kräutrige Aromatik. Seht Ihr die Parallele? Deswegen wird seit ein paar Jahren auch gerne „deutscher Sauvignon Blanc“ zur Scheurebe gesagt! Der Großteil wird von der Jungwinzergeneration trocken und ganz reduktiv ausgebaut.
Im Weinberg hingegen ähnelt die Rebsorte Ihrem einen Elternteil, dem Riesling. Die Traubenreife wird kurz vor dem Riesling erreicht, also relativ spät. Die Säure ist ebenfalls präsent und bringt Leben ins Glas! 😉 Scheurebe bevorzugt Lössböden und kalkhaltige Untergründe. Eine besonders große Gefahr sind die Winterfröste und die große Anfälligkeit an Oidium – und Botrytisbefall.
1985 erreichte die Scheurebe ihren größten Anteil an bestockter Rebfläche. Zurzeit sind ca. 1,417 ha Scheurebe in Deutschland angebaut. Rheinhessen hat davon stolze 698 ha. Der Flächenanteil der Scheurebe an der deutschen Rebfläche liegt derzeit bei 1,4 Prozent.
Allrounder – das Wort beschreibt die Scheurebe in Sachen Food Pairing ziemlich perfekt. Durch ihre zahlreichen charakteristischen Ausbaumöglichkeiten in diversen Qualitätsstufen kann kaum eine andere Rebsorte ihr das Wasser reichen. Durch den starken Charakter und die Aromenausprägung ist die Rebsorte der perfekte Partner zur asiatischen Küche, da sie den extremen Gewürzen locker standhält… Einfach genial!
Wir machen Euch die Vielfältigkeit der Rebsorte erlebbar und haben Euch mal ein paar interessante reinsortige Scheu’s zusammen gepackt. Überzeugt Euch am besten selbst:
SCHEUREBE
Weingut Zimmer-Mengel
Scheurebe kommt! Und zwar mit Schwung. Schönes Ding muss man da sagen. Die Sorte kann halt einfach was. Hier ist ein bisschen Exotik drin (Grapefruit und Ananas), dazu knackige Säure, ein paar Blumen und Mirabellen. Man hat das Gefühl, als ob einen der Wein anlächeln würde…
SCHEUREBE ZELLERTAL
Weingut Schwedhelm
Scheurebe ist eine dieser Sorten, die fast weg vom Fenster waren und nun (zum Glück) wieder auftauchen. Grade wenn man Sauvignon mag, kann man auch gut mal zur Scheu greifen. Exotischer Obstsalat (Grapefruit, Melone, Sternfrucht und Kaktusfeige) kommt hier zusammen mit einer knackigen Säure und einem Hauch von grünem Eistee. Sauguter Stoff!
ST. JOHANNER SCHEUREBE
Weingut Bernhard
Der Wein ist im Holzfass ausgebaut, was per se keine wirkliche Besonderheit mehr ist, aber in Kombination mit dieser Rebsorte doch sehr spannend. Denn üblicherweise wird die Scheurebe eher fruchtig im Edelstahltank ausgebaut. In unserem Fall hier verbindet sich aber die typische Exotik und Frische mit dem Aroma vom Holzfass. Das ist ziemlich aufregend und ein echter Genuss…