Wer bei Champagner an alte Männer mit Monokeln denkt, die sich mit weißen Handschuhen über ihre letzte Fuchsjagd austauschen, ist nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Für die neue Generation der Champagner-Maker steht zum Beispiel Thibaud Brocard aus Celles-sur-Ource. Er ist erst Ende 20, hat aber schon seit 2012 im Weingut seines Vaters „Pierre Brocard“ die Zügel in der Hand und sich nicht davor gescheut, einige Sachen auf den Kopf zu stellen. Wir haben ihn im Weingut getroffen und ihm vier kurze Fragen gestellt.
Bevor es losgeht, ein kurzer Champagner-Crash-Kurs, für alle die eigentlich gar nicht genau wissen was Champagner ist – außer teuer: Champagner ist Schaumwein aus der Region Champagne, daher offensichtlich der Name. Was Schaumwein ist, haben wir euch HIER schon einmal erklärt.
GW: Hallo Thibaud. In einem Weingut ist natürlich immer viel zu tun, was gehört zu deinen liebsten Aufgaben, die anfallen?
Thibaud: Auf jeden Fall die Arbeit im Weinberg. Es ist immer eine neue Herausforderung zu überlegen, wie man die Qualität im Weinberg noch steigern kann – und das ohne chemische Hilfsmittel. Wir arbeiten im Weinberg ökologisch und tauschen uns auch mit befreundeten Winzern immer wieder aus, um uns weiterzuentwickeln.
GW: Du produzierst deinen Champagner an der südlichsten Spitze der Champagne, in der Region Côte des Bar. Was ist das besondere an der Region und welche Vorteile hat sie, gerade im Vergleich zu den Champagner-Hochburgen im nördlichen Teil rund um die Marne?
Thibaud: Champagner ist seit Jahren und Jahrzehnten weltweit bekannt für die großen Marken aus der Region rund um die Marne: Veuve Clicquot, Moët & Chandon etc. Die Region Côte des Bar war fast unbekannt in der Vergangenheit. Es war deshalb früher kompliziert für uns. Seit ungefähr 15 Jahren bekommen wir nun aber den Lohn für unsere harte Arbeit. Denn die Leute kommen mittlerweile gezielt hierher und schauen nach einem anderen Champagner-Stil, vor allem nach Pinot Noir-Champagner. Wir haben hier andere Böden als in der nördlichen Champagne. Wir haben hier eine Mischung aus Lehm und Kalkstein und nicht den klassischen Kreideboden. Ich denke gerade dieser Boden ist ideal für Champagner und er gibt ihm ganz besondere und vielfältige Aromen. Das ist der größte Unterschied zu den klassischen Champagner-Marken.
GW: Champagner ist ein weltweit bekanntes Luxus-Produkt. Kann das auch ein Nachteil sein und was würdest du an dem, was die Menschen mit Champagner verbinden, gerne ändern, wenn du könntest?
Thibaud: Seit Jahren verbinden die Leute mit Champagner ihn nur zu besonderen Anlässen zu trinken, wie Hochzeiten oder Geburtstage. Das ist das Gegenteil, von dem was wir hier machen. Wir machen Champagner für die Gastronomie. Denn die Champagner von der Côte des Bar sind kräftig und vollmundig. Deshalb kreieren wir sie, um sie mit Essen zu kombinieren. Was wir also in den nächsten Jahren den Menschen vermitteln wollen, ist Champagner wie einen guten Wein zu trinken: zum Essen oder einfach mal so und nicht nur um etwas zu feiern. Der neue Trend muss deshalb sein: Champagne for food! Unser Bulles de Blancs zum Beispiel passt hervorragend zu Austern. Generell sind die Jahrgangschampagner trockener und aromatischer und können so wunderbar zu verschiedenen Speisen getrunken werden.
GW: Was ist dein persönlicher Lieblings-Anlass um Champagner zu trinken?
Täglich! Man sollte sich an das Halten, was schon Coco Chanel gesagt hat und dann Champagner trinken, wenn man Lust drauf hat.
GW: Danke für das Interview. Prost!
Anmerkung: Das Interview wurde aus dem Englischen übersetzt.