Deine Chefin oder dein Kumpel sind totale Weinfreaks und du bist mal wieder zu einer gemeinsamen Weinverkostung eingeladen. Aber wie hält man eigentlich das Glas und warum stecken die ihre Nase immer so tief ins Glas? Wir erklären dir das seltsame Verhalten der Weintrinker.
Geht man auf eine Jahrgangspräsentation, eine Verkostung oder das Meeting des Chardonnay-Clubs, kommt man um den – für einen Hobbyweintrinker oft affig wirkenden – Weinkenner-Habitus nicht herum. Nach dem konzentrierten und feinmotorisch anspruchsvollen Öffnen der verkorkten Weinflasche wird als erstes der an einem Stück herausgelöste Korken ausführlich beschnuppert.
Die vorher bereitgestellten Gläser werden nun mit ausreichend perfekt temperiertem Wein befüllt und das goldene Nass wird kunstvoll-elegant im Glase gekreist. Jetzt endlich steckt der Weinfreund von Welt seine Nase tief ins Glas und erkundet olfaktorisch den zu begutachtenden Tropfen. Vorsichtig wird ein Schluck Wein in den Mund genommen und mit lauten, schlotzigen Geräuschen durch eben diesen getrieben, bevor man den wild durcheinandergewirbelten Rebensaft mit einem lauten Plätschern in den wartenden Spuckeimer schießt. Von den dann folgenden sprachlichen Ergüssen müssen wir gar nicht erst anfangen.
Das steckt hinter dem Getue
Das Gehabe rund um den Wein kann schon sehr befremdlich sein, doch hinter den Gesten und Marotten steckt meist mehr. Gehen wir doch mal Schritt für Schritt durch eine Weinverkostung.
Das Öffnen der Flasche wird oft schon geradezu zelebriert. Ist die Flasche durch einen Naturkorken verschlossen, ist das richtige Werkzeug äußerst hilfreich. Ein Kellnermesser hilft hier sicherlich am meisten. Da ist ein Kapselschneider dran, ein kleines Messer, mit dem man die Plastik- oder Zink-Kapsel, die den Korken unter sich verbirgt, gut abnehmen kann. Außerdem kann man mit einem Kellnermesser ohne viel Kraft den Korken gerade aus der Flasche bugsieren, ohne ihn abzubrechen. Und warum wird der Korken nun so genau untersucht und beschnuppert? Der Naturkork wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen und muss, bevor er die Weinflaschen verschließen darf, gereinigt werden. Wurde der Kork schlecht gereinigt, kommt es häufig zu Fehltönen im Wein. Man hört dann oft ein Entsetztes: „Der hat Kork“. Oft verrät der Geruch des Korkens schon, ob er einen Fehler in den Wein getragen hat, daher wird er gerne genauer begutachtet. Aber Vorsicht, manchmal entdeckt man den unangenehmen, modrigen Korkfehler auch erst beim Schnuppern am Wein im Glas, oder gar beim ersten Schluck.
Lass das Glas kreisen
Sobald der Wein im Glas ist, geht das Schauspiel weiter. Cool ist, wer am lässigsten mit dem Glas umherschwingt und Wein in Bewegung bringt. Doch auch hier gibt es einen äußerst praktischen Nutzen hinter der Geste. Durch die Bewegung wird der Wein großflächig auf der Glasinnenwand verteilt. Hier kommt es dann gleich zum nächsten Akt. Denn steckt man unmittelbar nach dem Schwenken die Nase in das Glas, kann man deutlich mehr riechen. Alles was der Wein an Duft freigibt, sind flüchtige Stoffe und durch die Bewegung und die Benetzung der Glasinnenwand wird mehr davon preisgegeben. Solltet ihr Probleme haben, das Glas kunstvoll zu schwingen, ohne euch zu besudeln, dann stellt das Glas einfach auf den Tisch und kreist auf der Tischplatte umher. Sieht noch nicht ganz so cool aus, aber funktioniert.
Duft und Geschmack hängen untrennbar zusammen und daher kommt nach dem geruchlichen Eindruck direkt der erste Schluck des Weines in den Mund. Auch hier versucht man, den Mund möglichst komplett mit Wein zu benetzen und durch die Bewegung und das Zusammentreffen von Wein und Luft mehr Duft und Geschmack wahrzunehmen. Man kann den Wein sanft und leise durch den Mund strömen lassen oder seine Mitverkoster durch lautes Gurgeln akustisch mit auf die Reise nehmen. Das muss jeder selbst wissen.
Spucken oder schlucken, das ist hier die Frage!
Steht vor euch ein „Spucki“ auf dem Tisch, ein kleines Gefäß zum Ausgießen aber auch Ausspucken von Wein, so steckt meist nicht das mangelnde Vertrauen in die Weinqualität dahinter. Aber wenn man viele Weine in kurzer Zeit probiert, ist ein „Spucki“ wirklich hilfreich. Sonst schmeckt mit jedem Schluck der Wein ein bisschen besser. Einfach schon der Laune wegen ist das in manchen Fällen vielleicht gar nicht so schlecht. Der „Spucki“ hilft, ein wenig länger durchzuhalten und konzentriert bei der Sache zu bleiben. Die meisten Eigenheiten der Weine kann man tatsächlich entdecken, ohne den Wein herunterzuschlucken.
Nicht so viel Theater
Doch am Ende darf man bei dem ganzen Theater nicht vergessen, warum man zusammengefunden hat und weshalb man die Weine verkostet. Denn meistens geht es nicht um eine dezidierte Analyse und Beurteilung der Weine, sondern darum, einen schönen Abend zu haben und die Vielfalt im Wein zu erkunden. Deswegen sollte der Spaß im Vordergrund stehen und der Spuckeimer vielleicht mehr im Hintergrund. Aber wenn ihr das nächste mal einen Wein im Glas habt, dann probiert doch mal aus, was für einen Unterschied es macht, das Glas vorher kreisen zu lassen oder den Wein zu gurgeln. Das richtige Paket zum Verkosten hat Geile Weine schon für euch zusammengestellt. In der Weinaromen-Weinprobe sind spannende Weine mit Anleitung zum richtigen Verkosten und Infos zu den einzelnen Sorten in einer Box. Genau das richtige für einen spaßigen Abend mit oder ohne „Spucki“.