Wenn man in Deutschland über Verschnitt redet, denken alle gleich an einen gummigestiefelten Winzer, der in seinem Keller die Reste zusammen schüttet. Dabei hat ein Verschnitt mit diesem Bild herzlich wenig zu tun! Aber fangen wir doch am Anfang an – nämlich dem Namen.
Verschnitt klingt einfach nicht so schön, also reden Weinmenschen in der Regel lieber über Cuvée, Assemblage oder (bei Champagner) Marriage. Dabei geht es immer um das Gleiche – einen Wein aus mehreren Rebsorten. Letzterer Punkt lohnt sich, etwas genauer zu betrachten, denn er sagt mehr aus, als man auf den ersten Blick denkt. Bei reinsortigen Weinen wird auch ein Verschnitt gemacht – aus verschiedenen Tanks oder verschiedenen Weinbergen. Allerdings immer nur aus einer Rebsorte. Wobei auch das nicht ganz stimmt: Wenn eine Rebsorte auf dem Etikett angegeben ist, muss mindestens 85 % des Inhalts auch aus dieser Rebsorte sein. Der Rest ist künstlerische Freiheit.
Das Künstlerische ist bei Cuvées ein gutes Stichwort. Man stelle sich einen Maler vor, der aus verschiedenen Farben ein Bild komponiert. Ähnlich arbeitet der Winzer, nur das seine Farben eben unterschiedliche Rebsorten mit unterschiedlichen Charakteristika und Aromen sind. Der Prozess, daraus ein harmonisches Ganzes zu formen ist aber ähnlich kompliziert und braucht genauso viel Feingefühl, Detailverliebtheit und Erfahrung. Zusammengefasst kann man sagen: Ein reinsortiger Wein ist weder besser noch schlechter als eine Cuvée. Der Grundgedanke ist eben ein anderer. Beides, sowohl reinsortiger Wein als auch Cuvées haben ihre Berechtigung und können beide großartig schmecken.
Probiert doch selbst mal, wie unterschiedlich ein Cuvée und ein reinsortiger Wein schmecken können. Die Bilder aus dem Keller stammen vom Weingut Karl May, deshalb hier zwei Empfehlungen aus dem Weingut.
Cuvée | Blutsbruder Weiss: Diese Weißwein-Cuvée präsentiert sich dicht und stoffig im Glas mit einem Duft von Zitrus, Mango und Akazienholz. Samtig und ausgewogen schmiegt sich der Wein an den Gaumen.
Reinsortig | Weissburgunder: Dieser Weißburgunder ist das Ergebnis intensiver Selektion. Zarter Duft nach Ananas und Quitte strömt den Geschmackspapillen entgegen. Ein Weißwein, der auch zum Essen passt.