wir werden von euch immer wieder gefragt, was unsere Winzer*innen denn so treiben, wenn nicht gerade die Weinlese im Herbst ansteht. Das letzte Update gab’s im Januar, da haben wir uns gemeinsam zeigen lassen, wie der Rebschnitt funktioniert. Doch was hat sich in der Zwischenzeit getan, haben unsere Winemaker etwa Zeit für Urlaub? 😉

Nach dem Schneiden ist vor dem Biegen!

Zurzeit sind alle Winemaker weniger im Keller, sondern eher in deren Weinbergen anzutreffen. Wie ihr bereits wisst, wird durch den ersten Arbeitsschritt im Jahr – das Schneiden der Reben – der Grundstock für die Qualität des Weines bestimmt. Zurzeit sind alle Hände wieder an der Rebe. Es wird nicht geschnitten, sondern gebogen. In vielen Weinregionen wird dieser Arbeitsschritt nicht als Biegen, sondern als Anbinden der Reben bezeichnet. Die stehen gebliebene Rebe wird über den Draht gebogen und dann wiederum am Draht befestigt.

Die Weinberge sehen danach alle sehr aufgeräumt aus. Aber das ist nicht der Grund, wieso es praktiziert wird. Dieser Arbeitsschritt ist wichtig und sollte vor dem Austrieb der Rebe passieren. Gleichzeitig gibt die Art des Biegens auch die Form für die spätere Laubwand vor. Es gibt viele verschiedene Arten und Formen des Biegen/ Anbinden, wie z.b. eine Halbbogen-, Flachbogen- oder Pendelbogenerziehung.

Wart ihr schon einmal an der Mosel? 

Wer nicht, darf hier gerne einmal linsen.

Ein wunderschönes Moselherz. Durch die häufige Einzelpfahlerziehung, bedingt durch die Steillagen an der Mosel, ist diese Art des Anbindet dort sehr charakteristisch.

Neuanlagen- Es wird gesetzt!

Ein Weinberg steht nicht aus dem Nichts. Die jungen Reben werden gesetzt und ihr Anwachsen muss gut beobachtet werden. Warum die Entstehung einer Neuanlage so interessant ist, hängt tatsächlich mit der Digitalisierung zusammen.

Sehr viel der schweißtreibenden und körperlich anstrengenden Arbeit im Weinberg kann durch digitale Methoden erleichtert bzw. unterstützt. So geht das dann zum Beispiel:

1.    Ein Lohnunternehmen misst im Voraus das begradigte Feld mithilfe von Lasern aus.

2.    Die Daten werden programmiert und in eine Software eingetragen. Die Software rechnet genau aus, wie das Feld gesetzt werden muss. Inbegriffen sind alle Abstände, die zu beachten sind und somit letztendlich auch wie viel Material an Stickeln (=die Pfosten, die ihr beim Spazieren gehen immer im Feld sehen könnt) und welche Anzahl an Reben bei dem Rebenveredler bestellt werden müssen.

3.    Am Tag des Setzens werden dann zuerst mit einer programmierten Setzmaschine die Reben gesetzt (=eingepflanzt).

4.    Danach wird ein Stick mit allen Daten mit dem Traktor verbunden und per GPS werden die Stickel maschinell und an der richtigen Stelle in den Boden gebracht. Das ist die allergrößte Hilfe. Zur Verdeutlichung vielleicht: Einen Stickel durch Manpower zu richten, dauert ca. 3-5 Minuten und ist körperlich und auf Dauer gesehen eine extreme Anstrengung. Durch die neue maschinelle Variante und die Funktion des GPS wird ein Stickel in ca. 40 sec. gesetzt. Rechnet Euch das einmal durch. 😉

Und außerdem… Es wird gefüllt! 

Aktuell werden die Weine aus dem 2021er Jahrgang gefüllt. Sie hatten genug Zeit, um sich in den Fässern oder Tanks zu entwickeln und sind nun bereit für die große Welt aka. den Verkauf. Natürlich ist der Füllzeitpunkt auch abhängig von der Philosophie des Winzers/ der Winzerin. Die Zeit, die dem Wein gegeben wird, variiert je nach Vorstellung des Winemakers und Anspruch an den Wein. Es gibt viele Weingüter, die die gefüllten Weine noch einige Jahre liegen lassen, bevor sie sie überhaupt in den Verkauf geben. Andererseits gibt es eine Menge Weine, die für den direkten Genuss geeignet sind. Also haltet die Augen offen, so langsam trudelt der neue Jahrgang von euren Lieblingstropfen in unser Weinregal.

Wie ihr seht – es geht gerade mal wieder richtig rund bei unseren Winemakern. Jede Zeit im Kalender ist spannend und macht den Beruf sowie unsere gesamte Branche so abwechslungsreich. Verrückt, was alles gemacht wird, bis wir den Wein endlich im Glas haben.